Frauen spenden in katholischen Pfarreien die Taufe
Es ist ein bundesweit bisher einzigartiges Konzept: Im Bistum Essen dürfen seit Anfang des Jahres auch Seelsorger:innen taufen, die nicht zu Priestern oder Diakonen geweiht wurden. In der vergangenen Woche hat Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck 16 Männer und Frauen als außerordentliche Taufspender:innen beauftragt. Vier davon arbeiten in Gelsenkirchen: Christiane Rother und Martina Melles (St. Augustinus), Barbara Strack (St. Hippolytus) und Louisa Theisen (St. Urbanus) werden in ihren Pfarreien zukünftig das Sakrament der Taufe spenden.
„Für mich persönlich geht ein jahrzehntelanger Wunschtraum in Erfüllung. Einen Menschen in die große Gemeinschaft der Glaubenden aufzunehmen, ist für mich ein Herzensanliegen. Die Zusage Gottes: ‚Du bist mein geliebtes Kind‘ ist das größte Geschenk, das wir bekommen können. Und dieses Geschenk darf ich nun in der Taufe überreichen“, sagt Gemeindereferentin Martina Melles.
Nicht nur auf den zunehmenden Priestermangel, sondern vor allem auch auf das Bedürfnis der Menschen nach möglichst individuellen und persönlichen Tauffeiern reagiert das Bistum dadurch, dass es den Kreis der möglichen Taufspender:innen erweitert. Bereits im März 2022 waren 18 Gemeinde- und Pastoralreferent:innen beauftragt worden. Bischof Overbeck sieht in diesem Konzept nicht nur eine pastorale Notwendigkeit in krisenhaften Zeiten: „Die Zeit der Krise, die wir zur Zeit erleben, ist eben auch eine wunderbare Zeit der Chancen“, sagte er in seiner Predigt im Beauftragungsgottesdienst am vergangenen Sonntag.
Gemeindereferentin Louisa Theisen ist dankbar für diese Chance: „Als ich davon erfahren habe, dass nun Laien die Taufe spenden dürfen, habe ich Tränen in den Augen bekommen. Es ist eine wunderschöne Aufgabe, die ich nun auch ausführen darf. Als mein Sohn im letzten Sommer getauft wurde, durfte ich miterleben, wie besonders dieses Sakrament für die ganze Familie ist. Ich freue mich besonders auf die ersten Taufen und darauf, dass ich im nächsten Jahr auch zwei meiner Neffen taufen darf.“
Und auch Propst Markus Pottbäcker, Pfarrer von St. Augustinus und St. Urbanus und Stadtdechant von Gelsenkirchen, sieht den Schritt, den das Bistum geht, durchweg positiv: „Ich begrüße es sehr, dass nun auch pastoral Mitarbeitende, die nicht in einem geweihten Amt wirken, die Beauftragung zur Taufe erhalten haben! Die Taufe ist das grundlegende und ökumenisch uns alle als Christen verbindende erste Sakrament. Wenn wir uns diese Taufe gegenseitig als Christen anerkennen, dann können und dürfen die Zugänge zur Taufspendung auf katholischer Seite nicht mehr so restriktiv gehandhabt werden, wie bisher. Da die Taufe eben ein unverdientes Geschenk Gottes und seiner Liebe ist, müssen wir den Zugang dazu auch heute einfach möglich machen. Ich gratuliere den Beauftragten in unserer Stadt von Herzen und wünsche ihnen viel Freude in ihrem Dienst!“ (lk)
Foto: Oliver Müller / Bistum Essen